Photios I.

Ikone von Photios I. von einem Fresko in der Sophienkathedrale, Kiew

Photios I. (* zwischen 810 und 820 in Konstantinopel; † 6. Februar 893) war 858–867 und 878–886 Patriarch von Konstantinopel. Er war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und wurde als Laie zum Patriarchen gewählt. Sowohl seine Einsetzung und Absetzung als auch sein schließlicher Rücktritt nach Wiedereinsetzung und zweiter Amtszeit waren direkt mit Herrscherwechseln auf dem byzantinischen Kaiserthron verbunden. Dass er die für die Ausübung des Amtes erforderlichen Weihegrade rasch nacheinander direkt nach der Wahl empfangen hatte, war zwar kein Einzelfall, aber kirchenrechtlich bedenklich. Er wurde deshalb mehrmals von Päpsten verurteilt. Zu seinem außenpolitischen Konflikt mit der Westkirche trug auch vor allem die Konkurrenz in der Mission der Bulgaren bei.

Außer als kirchenpolitischer Akteur war Photios auch als theologischer und philosophischer Autor einflussreich. Als er erfuhr, dass in der lateinischen Messliturgie die Passage über den Hervorgang des Heiligen Geistes im Nizänischen Glaubensbekenntnis um den umstrittenen Zusatz „filioque“ erweitert worden war, verfasste er eine ausführliche Entgegnung. Sie ist ein klassischer Beitrag zur Trinitätslehre der orthodoxen Kirchen. Bei seiner Lektüre antiker Werke machte Photios sich private Notizen, die in sein umfangreiches Werk Myriobiblon eingingen. Diese Zitate und Inhaltsangaben sind vor allem in den zahlreichen Fällen von großer Bedeutung, in denen die originalen Werke nicht erhalten sind und Photios’ Exzerpte zur Rekonstruktion des ursprünglichen Inhalts beitragen.

Photios wird in der orthodoxen Kirche seit dem 10. Jahrhundert als Heiliger verehrt; sein Fest ist am 6. Februar.


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